Schmerzen beim Hund erkennen

29.05.2009 14:00

Akute, schmerzhafte Geschehen, wie z. B. Verletzungen, Bandscheibenvorfälle, Frakturen, etc., werden normalerweise von derart deutlichen Schmerzäußerungen begleitet, dass sie nicht übersehen werden.

Anders dagegen verhält es sich bei Erkrankungen, die mit chronischem Schmerz einhergehen, wie z. B. degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates. Hier setzen Veränderungen eher schleichend und allmählich ein, so dass das Tier auf die Beobachtungsgabe seines Halters angewiesen ist.

Checkliste zum Thema Schmerz:
 

  • Mag Ihr Hund seit einiger Zeit nicht mehr ins Auto /aufs Sofa springen?
  • Bleibt Ihr Hund seit einiger Zeit an Treppen stehen, oder läuft sie nur nach einigem Zögern hinab oder hinauf?
  • Wird Ihr sonst immer unproblematisch gewesener Hund seit einiger Zeit aggressiv, wenn andere Hunde auf ihn zulaufen und spielen wollen?
  • Ist Ihr Hund in allem deutlich langsamer geworden?
  • Vermeidet Ihr Hund bestimmte Gangarten (Dackel galoppiert nur noch, größerer Hund trabt nur noch in schnellerer Gangart)?
  • Haben Sie manchmal für kurze Momente den Eindruck, dass Ihr Hund ganz leicht lahmt?
  • Wirkt das Fell trotz guter Pflege auf einmal rau und struppig?
  • Ist die Aktivität Ihres Hundes deutlich eingeschränkt oder ganz im Gegenteil, ist Ihr Hund seit einiger Zeit deutlich rastloser geworden?
  • Hat Ihr Hund in letzter Zeit kontinuierlich Gewicht verloren?
  • Frißt Ihr Hund auf einmal schlecht?
  • Hechelt er häufiger und anhaltender als früher?
  • Zittert er anfallsweise oder länger anhaltend?
  • Jault Ihr Hund beim Spielen plötzlich kurz auf?
  • Wirkt die Rückenmuskulatur härter als früher?
  • Gibt es Änderungen sonstiger Art?



All dies können Anzeichen dafür sein, dass ein Hund Schmerzen hat.

Haben Sie eine oder mehrere dieser Fragen für Ihren Hund mit einem „ja“ beantwortet, sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen und abklären lassen, was dahintersteckt.

Hunde haben – besonders bei chronischen Schmerzen – nur begrenzte Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen, deshalb ist Ihr Hund auf Ihre Beobachtungsgabe angewiesen – und wer kennt Ihren Hund besser als Sie selbst?

Kein schönes Bild, ich weiß.  Dies ist Pepe, ein Tierschutzhund, der dringend ein Zuhause sucht. Er ist in einer spanischen Tötungsstation zerbissen worden. Mittlerweile ist er Dreibeiner, weil das Beinchen nicht gerettet werden konnte.

Mehr über Pepe bei STRAY - einsame Vierbeiner


Schmerz

Die offizielle Definition des Begriffes „Schmerz“ lautet:
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlerlebnis, das mit aktuellen oder potentiellen Gewebeschäden verknüpft ist oder mit Begriffen solcher Schäden definiert ist.“

Schmerz bedeutet also nicht nur die bloße Wahrnehmung von Reizen, sondern auch die gefühlsmäßige Bewertung des Schmerzes, wobei sowohl die Wahrnehmung, als auch die Bewertung des Schmerzes völlig subjektiv erfolgt.
Das bedeutet: Was dem einen schon so richtig weh tut, ist dem anderen gerade mal unangenehm. Außerdem kann ein und derselbe Schmerz situationsabhängig unterschiedlich bewertet werden, z. B. dann, wenn ein eigentlich doch lahmender Hund beim Zusammentreffen mit seinem besten Kumpel für einen Moment das Lahmen „vergisst“.

Tiere machen es uns Menschen ohnehin schon ganz schön schwer, Schmerzen bei ihnen zu erkennen – noch schwerer wird es, wenn dann auch noch situationsabhängige, gefühlsmäßige Komponenten hinzukommen.

Deshalb muss grundsätzlich gelten:    Jegliche Schmerzäußerung vom Tier muss ernst genommen werden!


Akuter Schmerz/Chronischer Schmerz:

Akuter Schmerz hat eine wichtige Schutzfunktion für den Organismus. Läuft der Hund beim
Spielen gegen den Türrahmen und tut sich weh, bedeutet dies, dass er beim nächsten (oder
übernächsten Mal) hoffentlich besser aufpasst.
Erleidet der Hund beim Toben eine Zerrung der Vordergliedmasse, so wird der dadurch entstehende Schmerz ihn veranlassen, diese Gliedmasse für einige Zeit zu schonen.
Beides sind Beispiele dafür, dass Schmerz eine sinnvolle Schutz- und Lernerfahrung für den Organismus ist.

Bei chronischen Schmerzen dagegen, ist diese Schutz- und Lernfunktion verloren gegangen.
Der chronische Schmerz definiert sich über seine Dauer, die Erfolglosigkeit verschiedener Therapieversuche, die Beeinträchtigung des Patienten im körperlichen und seelischen Bereich und den Verlust der Mobilität. Solche Schmerzen entstehen z. B. durch degenerative Veränderungen am Skelettsystem – in Form von Arthrosen.


Schmerzbehandlung:

Akute Schmerzen, die eine sinnvolle Schutzfunktion haben, äußern sich meist in sogenannten hellen, stechenden Oberflächenschmerz. Sie entstehen bei einer frischen Verletzung oder auch durch eine Operation.
Die Behandlung akuter Schmerzen setzt die Mitarbeit des Patientenhalters voraus: Ein Hund, der nach einer OP des Bewegungsapparates Schmerzmittel bekommt, ist sich nicht darüber im Klaren, dass er das operierte Gebiet noch einige Zeit schonen muss und würde – so man ihn lässt – unter Schmerzmitteln stehend, rennen, spielen und toben, was das Zeug hält. Dass dies nicht im Sinne des Tieres sein kann, versteht sich fast von selbst. Also muss hier der Tierhalter regulierend eingreifen, indem er den Hund für eine – vom Tierarzt festgesetzte Zeit – strikt an der Leine hält, um überschießende, schädliche Bewegungen auszuschließen.
    Chronische Schmerzen, die sich im eher dumpfen, schlecht zu lokalisierenden Tiefenschmerz äußern, tun irgendwann „nur noch weh “ und  haben keine sinnvolle Funktion mehr für den Organismus. Diese chronischen Schmerzen  müssen unbedingt behandelt werden, da andauernder Schmerz erhebliche Nebenwirkungen auf den gesamten Organismus hat:
 

  • Erhebliche Einschränkung der Lebensqualität
  • Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System
  • Auswirkungen auf das Atmungssystem
  • Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt
  • Auswirkungen auf das Hormon-System
  • Auswirkung auf Nerven und Muskeln


Die Behandlung chronischer Schmerzen geschieht, da an der Ursache – wie z. B. bei degenerativen Erkrankungen – nichts geändert werden kann, durch eine an Ihren Hund angepasste Behandlung mit Schmerzmitteln. Ihr Tierarzt wird nach der Devise „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“ das geeignete Schmerzmittel für Ihren Hund auswählen und die Therapie in geeigneten Abständen kontrollieren. Die Forschung arbeitet ständig an der Weiterentwicklung von Schmerzmitteln, so dass diese Medikamente immer weniger Nebenwirkungen – z. B. auf den Magen-Darm-Trakt oder auf die Leber – haben und somit auch für eine langfristige, evtl. auch lebenslange Behandlung geeignet sind.


Die Möglichkeiten der Tierphysiotherapie in der Behandlung chronischer Schmerzen:

Gerade in der Behandlung chronischer Schmerzen verfügt die Tierphysiotherapie über ein breites Einsatzspektrum.

Bei andauernden schmerzhaften Prozessen kommt es reflektorisch zu einer Verkrampfung der umgebenden Muskulatur und der Muskulatur, die zur Schonung des schmerzenden Bereiches vermehrt eingesetzt wird.
Die Verkrampfung der schmerzumgebenden Muskulatur soll den schmerzenden Bereich ruhig stellen, bewirkt ihrerseits aber neuen Schmerz, was die Schmerzsituation im Rahmen eines Teufelskreises nur verschlimmert. Eine verkrampfte Muskulatur kann sich nicht aus sich selbst heraus wieder entspannen, da durch die Verkrampfung der Stoffwechsel des betroffenen Muskels herabgesetzt wird und so nicht genügend Sauerstoff und Energie bereit gestellt werden können.

Die Muskulatur, die zur Schonung des schmerzenden Bereichs vermehrt eingesetzt wird, entwickelt durch die Überlastung ebenfalls Verspannungen und Verkrampfungen, die sich aus sich selbst heraus wegen der Mangeldurchblutung nicht mehr lösen können.
Lahmt ein Hund – aufgrund von Arthrose im Vorderfusswurzelgelenk – z. B. vorne links, wird er versuchen, das linke Vorderbein zu entlasten und somit das rechte Vorderbein vermehrt belasten, was dazu führt, dass ihm bald auch das rechte Vorderbein zu schaffen macht.

Hier kann die Tierphysiotherapie eingreifen!



Eine Behandlung durch den Tierphysiotherapeuten sieht in dem oben geschilderten Fall  wie folgt aus:
 

  • Lockerung der verkrampften Muskulatur des betroffenen Beines und der damit zusammenhängenden Muskelketten (Schulter, Rücken, Brust)
  • Lockerung der überlasteten Muskulatur des vermehrt belasteten Beines
  • Übungen zu verbesserten Beweglichkeit des erkrankten Bereiches
  • Gezielter Muskelaufbau
  • Behandlung des betroffenen Vorderfusswurzelgelenkes z. B. durch Rotlicht oder Magnetfeld
  •  


Die Folgen der tierphysiotherapeutischen Behandlung am Beispiel „Arthrose“:
 

  • Der Teufelskreis „Schmerz“ wird unterbrochen
  • Die Beweglichkeit des erkrankten Bereiches wird verbessert, was dazu führt, dass die gerade bei Arthrose lindernd wirkende ständige leichte Bewegung wieder möglich ist
  • Die erheblichen Nebenwirkungen des chronischen Schmerzes werden vermindert
  • Die Lebensqualität Ihres Hundes wird verbessert
  • Das Fortschreiten der Arthrose kann verlangsamt werden





Haben Sie  weitere Fragen zum Thema „Schmerz“ oder  zu Erkrankungen des Bewegungsapparates?
Möchten Sie wissen, ob die Tierphysiotherapie als Behandlung für Ihr Tier geeignet ist?

 Kontaktieren Sie mich unverbindlich.  Ich berate Sie gern!

 

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